Beim Frühjahrsempfang am 22. April 2022 der Grünen Bleckede stand alles im Zeichen der Wilden Wiesen und wie jede*r zu Hause schon mit wenigen Handgriffen für mehr Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren sorgen kann. Bei der Pflanzentauschbörse ging es hinterher sehr fleißig zu: Tomaten, Wildkräuter und vieles mehr – als Saat oder schon als Pflänzchen, fanden neue Besitzer:innen. Auch im Herbst lassen sich bereits erste Wiesen-Schritte vorbereiten.
Wilde Wiese – was wächst denn da?
Ein bewusstes Fördern von Wildkräutern erhöht die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere auf der Wiese. Während für die Landwirtschaft heute vor allem energie- und eiweißreiche Mischungen aus Klee und einigen wenigen Gräserarten den Grünlandbewuchs ausmachen, fördert eine extensive Beweidung mit Wiederkäuern die Artenvielfalt.
Auf artenreichem Grünland wachsen neben verschiedenen Gräserarten eine große Anzahl an Wildkräutern wie Schafgarbe, Wiesenmargerite, Nelken, verschiedenen Doldenblütern und viele weitere Pflanzen, die Insekten und Niederwild Schutz und Nahrung bieten.Weil Deutschland in den vergangenen Jahren zu wenig Anstrengungen für den eigentlich einfachen Schutz dieser artenreichen Grünladflächen unternommen hat, wurde es 2021 von der EU-Kommission verklagt.
Das Wilde Wiesen Netzwerk in der Region Lüneburg
Insgesamt rund 2.400 Quadratmeter Wiese aus unseren Ortsteilen wurden auch für das Wilde Wiesen Netzwerk Lüneburg gemeldet. In dem Netzwerk geht es rund ums Austauschen, Hilfe zur Selbsthilfe und ganz grundsätzlich natürlich, das Netz aus wilden Wiesen enger zu knüpfen, damit die wilden Bienen und Schmetterlinge von Fläche zu Fläche gelangen können. Eine tolle und junge Initiative hier vor Ort, in der jede*r aktiv werden kann. Schaut doch mal vorbei: lueneburg.wildewiese.net
Wie kommst auch du zur Wilden Wiese?
Schöne Beispiele, wie die Wiese in Luhmühlen, sowie Tipps und Tricks zum Anlegen und Pflegen einer Wilden Wiese, brachte uns Dr. Olaf Anderßon im Vortrag mit. Eine kurze Zusammenfassung zur schnellen Anwendung haben wir hier für euch vorbereitet.
Anlegen
Manchmal reicht es am Anfang schon weniger zu mähen und den Dünger weg zu lassen, wenn sich bereits Kräuter im Gras verstecken. Soll der Vielfalt mit heimischem Saatgut nachgeholfen werden, dann reicht das Vertikutieren. Damit wird Moos entfernt, Gras zurückgedrängt und offener Boden entsteht. Kommt das Licht bis zum Grund, können Wildkräutersamen bei weniger Konkurrenz durch Gras keimen. Es können auch kleine Inseln umgegraben werden und mit heimischen Wildkräutern eingesät werden. Von dort wandern die Kräuterpflanzen in den Rest der Wiese, wenn sie zur Samenreife gelangen.
Pflege
Wiesen muss man mähen, auch bei einer wilden Wiese kommt man da nicht drum herum. Aber die Frage ist wann: Der erste Schnitt erfolgt meist Anfang bis Mitte Juni, wenn der Glatthafer oder die Wiesen-Margerite blühen. Der zweite Schnitt im September. Besonders gut ist eine mosaikartige Mahd, so dass immer Teilbereiche blühen und andere gemäht sind.Die Mahd muss abgetragen werden. Heu machen ist dabei die beste Methode, da dann die Samen beim Wenden ausfallen können.
Für Fortgeschrittene
Es können zusätzlich Pflanzen vorgezogen und geplant eingesetzt werden z.B. auf den kleinen umgegrabenen Inseln. Dazu kann man Saatgut in der Umgebung sammeln.
Was können wir in Bleckede und in den Ortsteilen tun?
Öffentliche Grünflächen haben wir viele, einige davon lassen sich gut umgestalten, damit sie auch Teil des Netzwerks werden können. Aber mit der Umgestaltung ist es dann ja nicht sofort getan – auch die Pflege muss sich entsprechend weiter entwickeln bzw. geändert werden. Keine Angst vor „unordentlichen“ Flächen – auch dafür gibt es gute Lösungen, wie zum Beispiel der gemähte Akzeptanzstreifen um die wilde Wiese herum.
Auch viele private Flächen in Vorgärten haben das Potential zu wilden Wiesen zu werden. Gerade bei der ersten Entscheidung, den Garten anzulegen müssen wir uns selbst und gemeinsam noch viel mehr in die Pflicht nehmen, auf Schottergärten und starkes Aufräumen zu verzichten. Die wilde Wiese, als ein aktiver Teil im Garten, bietet Blumenliebhabern und Insektenliebhabern ganz neue Entdeckungsmöglichkeiten.